Durch einen Hinweis meiner Nepal-Family wurde ich auf ein Kinder- und Waisenhaus aufmerksam, das dringend Hilfe benötigt. Bei mehreren spontanen und unangekündigten Besuchen habe ich mir einen Überblick über die Lage verschafft, mich mit den Pflegeeltern unterhalten und mit den Kindern gespielt.
Dabei habe ich erfahren, dass die Lage mehr als ernst ist. Die Pflegeeltern haben zu ihren eigenen beiden Kindern weitere 17 aufgenommen. Davon sind über die Hälfte der Kinder Vollwaisen, die anderen wurden zum Teil von ihren Familien im Stich gelassen, als sich die Eltern ins Ausland abgesetzt haben. Bei einigen der Kinder sind die Eltern schwer krank, so dass sie nicht für diese sorgen können.
Die Kinder sind zwischen 4 und 14 Jahren alt, davon die meisten noch unter 10. Das bedeutet, dass diese auch nur bedingt einfache Aufgaben im Haushalt übernehmen können und die meiste Hausarbeit an der Mutter hängenbleibt. Diese hat gerade eine Nieren-OP hinter sich und mir ihre schmerzende Narbe gezeigt. Glücklicherweise werden die Pflegeeltern von zwei jungen Leuten unterstützt, die nach ihrem Job fast jeden Abend im Haus mithelfen.
Letzte Woche erzählte mir der Vater ganz betrübt, dass sie innerhalb von 2 Wochen das Haus räumen müssen, da es der Vermieter verkaufen will. Zu den finanziellen Sorgen, mit denen sich die Pflegeeltern herumschlagen müssen, kam nun auch noch dieses große Problem hinzu. Es galt nicht nur, ein Haus zu finden, wo diese ‚Großfamilie‘ unterkommen kann. Es gilt auch, eine tragbare Miete auszuhandeln und diese auch für 3 Monate vorauszahlen zu können. Die Lage ist verdammt ernst, es ist wirklich 5 vor 12!
Es fiel mir echt schwer, meine Gefühle zurückzuhalten. Dabei schossen so viele Gedanken durch meinen Kopf! Da mach ich mir daheim manchmal Gedanken, wenn die Handtasche nicht zu den Schuhen passt, und hier kämpfen die Menschen ums pure Überleben. Hier muss ich einfach helfen! Als ich meiner Familie daheim von den Umständen erzählte, erklärte sich der Vater, der ein angesehener Geschäftsmann im Ort ist, auch gleich bereit, seine Kontakte spielen zu lassen.
Bei meinem gestrigen Besuch erfuhr ich, dass ein geeignetes Haus gefunden wurde, welches auch recht kurzfristig bezogen werden kann. Bevor ich am Donnerstag nach Pokhara aufbreche, werde ich dieses Haus auf jeden Fall nochmal besichtigen und mir einen Überblick darüber verschaffen, womit ich diese Menschen unterstützen kann.