Herzenssache

Am vergangenen Samstag fand nun schon zum 21. Mal die vom Sachsenbike e.V. organisierte Heimkinderausfahrt statt. 150 Kinder aus verschiedenen Einrichtungen in Dresden und Umgebung freuten sich auf diesen Tag.

Die Lady und ich waren zum ersten Mal dabei und entsprechend aufgeregt. Deshalb sollte Frosch Fridolin unser Team ergänzen. Bereits am Abend vorher war ich nochmal tanken und habe die Lady schon startklar gemacht – Satteltaschen angeschnallt, Regenkombi verstaut, Zweithelm verzurrt… und auch Frosch Fridolin hatte schon Platz genommen. So konnten wir am nächsten Morgen pünktlich halb 7 starten. Es war noch ziemlich frisch, der Morgennebel lag über den Wiesen, die Sonne kämpfte sich langsam hoch… eine wunderschöne Fahrt durch das Elbtal bis zum Stammhaus der Feldschlösschen-Brauerei in Coschütz.

Dort standen schon einige Dutzend Motorräder aufgereiht, freundliche Ordner wiesen uns ein. Kaffeeduft und Benzingeruch lagen in der Luft. Ich gesellte mich zu den anderen Fahrern und wärmte mich mit einem Kaffee auf. In der Zwischenzeit trudelten auch schon die ersten Busse und Transporter mit den Kindern und den dazugehörigen Betreuern ein. Jetzt ging das Gewusel richtig los – die Kids nahmen die unterschiedlichsten und teilweise liebevoll geschmückten Motorräder in Augenschein und trafen schon mal eine Vorauswahl, Helme wurden auf- und Jacken anprobiert, das erste Probesitzen fand statt.

Wir Fahrer wurden von der ‚Rennleitung‘ begrüßt und es gab noch ein kurzes Sicherheitsbriefing. Als ich zu meiner Lady zurückkehrte, stand ein kleines Mädchen mit ihrer Betreuerin davor. Lilli war sehr ängstlich und wollte erst gar nicht, zumindest aber nicht bei einem Mann mitfahren. Da wir nur eine Handvoll Frauen unter den Fahrern waren und meine Lady am harmlosesten aussah, stand schnell fest, dass wir für die nächsten Stunden ein Team bilden. Außerdem hatte es Frosch Fridolin der Kleinen angetan.

Pünktlich um 9 setzte sich unsere Kolonne in Bewegung. Am Anfang fuhren mehrere Polizisten und eine Blockerstaffel, um die Kreuzungen für uns freizuhalten. Es folgte ein Polizeibus und ein Medical Quad, die das ‚offizielle‘ Fahrerfeld eröffneten, danach die Gespanne und eine bunte Schar Motorräder mit den kleinen Soziussen. Ein Rettungswagen bildete die Nachhut. Insgesamt waren das knapp 200 Fahrzeuge – was für ein beeindruckender Tross!

Schon nach wenigen Kilometern war Lillis Angst verflogen und sie genoss die Fahrt in vollen Zügen. Sie war so begeistert, dass ich sie sogar mehrmals erinnern musste, sich gut festzuhalten. Immer wieder fragte sie mich, wann wir denn endlich auf die Autobahn fahren, damit wir so richtig schnell fahren können. Aber das haben wir natürlich nicht gemacht.

Stattdessen ging es durch den Tharandter Wald nach Freiberg, wo wir bei der Firma Pneuhage eine kleine ‚Rüttelpause‘ eingelegt haben. Dort wurde nochmal geschaut, ob alles passt, ggf. auch die Kinder auf andere Bikes verteilt, wenn sie sich mit dem ausgesuchten Modell nicht so recht wohlgefühlt haben.

Auf kurvenreichen Straßen und durch idyllische Ortschaften ging es weiter zur Talsperre Kriebstein. Dort erwarteten uns bereits die fleißigen Helfer vom DRK mit leckerer Kartoffelsuppe und kalten Getränken. Während die Kinder und Betreuer eine Schifffahrt auf der Talsperre erleben konnten, hatten wir Biker Zeit für zünftige Benzingespräche und Erfahrungsaustausch.

Die nächste Station war das Schloss Rothschönberg in der Nähe von Nossen. Im Schlosshof standen Tische und Bänke bereit, reichlich gedeckt mit Kaffee und Kuchen, Süßigkeiten, Joghurt und Fruchtsäften. Die Kinder waren hungrig vom vielen Staunen und Winken. Es war aber auch eine Freude, die Kinder zu beobachten, wie sie die Fahrt genießen. Manche saßen auf den Bikes wie kleine Könige und haben jedem Fahrzeug im Gegenverkehr oder den Passanten am Straßenrand kräftig zugewinkt.

Auch wenn sich die Sonne bereits gegen Mittag verabschiedet hat, so blieb es bis auf ein paar Tropfen trocken und angenehm warm. Das Finale dieses tollen Tages fand auf dem Gelände der Eislaufbahn im Ostrapark statt. Schon allein die Einfahrt in das Stadion und die anschließende Ehrenrunde waren Gänsehautmomente. Die Helfer vom DRK waren auch hier präsent und hatten schon kräftig den Grill angeheizt. Die Würstchen und Steaks waren mega lecker!

Zum Abschied und Andenken an unsere gemeinsame Fahrt durfte sich meine kleine Sozia natürlich den Frosch Fridolin mitnehmen.

Ich war fix und fertig, als ich am Abend nach 13 Stunden wieder daheim war. Etwas mehr als 300 Kilometer standen am Abend auf dem Tacho, davon etwa 160 Kilometer reine Tourstrecke. Ich muss gestehen, dass ich mir die Ausfahrt etwas ‚leichter‘ vorgestellt habe, da ich es ja gewohnt bin, längere Tagesstrecken zu fahren. Auch mit Sozius habe ich ausreichend Erfahrung. Einen Erwachsenen mitzunehmen, der genau weiß, wie er sich auf dem Rücksitz verhalten muss, ist die eine Sache – ein aufgeregtes zappelndes Kind, welches nach ein paar Minuten die Ermahnungen und Hinweise schon wieder vergessen hat, ist nochmal eine ganz andere Herausforderung. Dazu kommt auch noch die Anforderung an Konzentration in der Kolonne. Man muss noch viel vorausschauender fahren, als wenn man allein unterwegs ist. Schließlich hat man die Verantwortung für ein Kind – und dieser Verantwortung war ich mir sehr wohl bewusst.

Ach ja… mir ist dann doch noch ein fataler Fehler passiert. Wir hatten ja den ganzen Tag über Vorfahrt und konnten die Roten Ampeln ignorieren. Daran hab ich mich dermaßen schnell gewöhnt, dass ich auf dem Heimweg tatsächlich eine Rote Ampel zwar wahrgenommen, aber nicht für voll genommen habe. Erst wenige Meter davor habe ich realisiert, dass für mich ja nun wieder die ganz normalen Verkehrsregeln gelten. Aufgrund der nassen Straße konnte ich nicht mehr ganz so beherzt bremsen, so dass ich tatsächlich die Markierung überfahren habe. Glücklicherweise war kein Verkehr, so dass dieser Fehler keine Folgen hatte. Dem Motorrad-Gott sei Dank!!!

Abschließend noch ein dickes DANKESCHÖN, Respekt und Hochachtung dem Team von Sachsenbike e.V., das diese großartige Veranstaltung zum wiederholten Male und mit ganz viel Herzblut durchgeführt hat. Ich bin zutiefst beeindruckt und kann wahrscheinlich nur ansatzweise ermessen, wie viel Arbeit darin steckt, all die unterschiedlichen Faktoren zu planen, zu organisieren und zu koordinieren. Angefangen bei der Routenplanung, der Suche nach Sponsoren, den bürokratischen Hürden, der Koordination der Streckensicherung bis hin zur Organisation der einzelnen Programmpunkte… Ihr seid SPITZE!

Bis zum nächsten Mal – „Die Linke zum Gruß“

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