Was passiert, wenn britische Vornehmheit auf indisches Chaos trifft? Dann entsteht genau diese ganz spezielle Mischung, die man in Shimla erleben kann.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieser Ort, der ursprünglich sogar noch zu Nepal gehörte, von den Briten in Besitz genommen und war danach rund 100 Jahre lang der Sommer-Sitz der britischen Kolonialregierung. Auch wenn dadurch den Einheimischen derzeit viel Unrecht widerfahren ist, so sind die Spuren, die diese Zeit hinterlassen habt, genau das, was den heutigen Charme dieses Ortes ausmacht.
Wenn man sich, so wie ich, Shimla mit der berühmten Bergbahn nähert, so ist dies ein ganz besonderes Erlebnis. Nachdem man Kalka hinter sich gelassen hat, führt der Weg durch eine nahezu unbebaute Landschaft. Hier und da eine kleine Siedlung, ansonsten nur Berge, Wälder und terrassenförmig angelegte Felder. Ab und zu blitzt ein Stück der schneebedeckten Gipfel des Himalayas zwischen den Hügeln hindurch. Und plötzlich sieht man in über 2400 Metern Höhe eine majestätische Stadt thronen, die sich über den Kamm eines Berg erstreckt. Noch erscheinen die Häuser klitzklein. Wenn man Shimla dann erreicht hat, sieht man, dass diese Gebäude meist 4-5 Stockwerke hoch sind und förmlich an den steilen Berghängen kleben.
Hoch über dem Ort erblickt man schon von Weitem die mit 108 Fuss welthöchste Statue des Gottes Hanuman. Diese befindet sich, ebenso wie der Jakhu-Tempel , in einem wunderschön angelegten Park, in dem Hunderte wilder Affen hausen, denen man sich nur mit Steinschleuder oder Stock erwehren kann.
Die Innenstadt Shimlas selbst kann nur über endlose Treppen oder über ein System aus Fahrstühlen erreicht werden. Eine direkte Straßenverbindung zwischen Ober- und Unterstadt gibt es hier nicht. Dies kann nur über einen mehr als 12 Kilometer langen Umweg realisiert werden. Das bedeutet natürlich, dass alle notwendigen Sachen auf dem Rücken von Trägern, ähnlich wie beim Trekking, transportiert werden müssen.
Wenn ich es nicht besser wüßte, hätte ich geglaubt, es hat mich ins viktorianische England verschlagen. Die typische Architektur zieht sich durch die gesamte Stadt. Besonders aber die Oberstadt ist geprägt von der Geschichte Shimlas. Selbst die Shops namhafter Marken sind in den schmalen Häusern mit den nahezu pitoresken Schaufenstern untergebracht. Idyllische Pubs und Straßencafés findet man hier genauso wie Postamt und Geldinstitut aus längst vergangener Zeit. Dazwischen jedoch immer wieder in angemessener Harmonie Teeshops und indische Garküchen.
Ich war glücklich, dass es von Shimla nach Dharamshala eine Verbindung mit dem Nachtbus gibt. Dies bescherte mir die Möglichkeit, diesen wunderbaren Ort zumindest einen ganzen Tag lang zu erkunden und zu erleben.