Kuscheln im Bus

Die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln kostet in Nepal nur wenige Rupien, der Kuschelfaktor hingegen ist unbezahlbar. Das konnte ich erst kürzlich wieder auf der Strecke von Sirkot nach Pokhara erleben. Feste Fahrzeiten gibt es hier nicht. Wenn die Kiste voll ist, gehts los.

Wir hatten gerade mit dem Frühstück begonnen, als uns in der ansonsten stillen Umgebung melodisches Hupen die baldige Ankunft des Jeeps verkündete. Ich wollte schon auf den Genuss von Roti und Spiegelei verzichten, um den Fahrer nicht warten zu lassen. Aber meine Freunde beruhigten mich. Der Jeep wartet! Und so war es dann auch. Der Fahrer setzte sich mit zu uns, wir plauderten ein bischen und luden danach in Ruhe unser Gepäck auf die Ladefläche. Auf dem langen Weg ins Tal sammelten wir noch etliche Schulkinder und Siedler ein.

Ich hatte schon Bedenken, ob wir den Bus nach Pokhara überhaupt noch erwischen würden. Aber auch hier hatte der Buschfunk hervorragend funktioniert. Als wir nach über einer Stunde im Tal ankamen, wartete bereits der Minibus auf uns. Wir schnappten uns die letzten beiden freien Plätze und schon begann die wilde Fahrt. Auf den nächsten Kilometern sammelten wir noch etliche Mitfahrer ein. Hier wird niemand stehen gelassen, denn dieser kleine Bus ist, von Privatfahrzeigen abgesehen, die einzige Möglichkeit für die Menschen hier, in die Stadt zu gelangen. Dementsprechend groß ist auch das Gepäck, was jeder mit sich führt. Reissäcke und Ziegen werden auf das Dach des kleinen Busses verfrachtet, der Rest wird unter den Sitzen verstaut oder auf den Schoss genommen.

Nun erfuhr ich auch, was es mit den Holzlatten auf sich hat, die gut versteckt unter den Sitzpolstern verborgen sind. Diese wurden nun zwischen den Sitzbänken verkeilt, um zusätzliche Sitzplätze zu schaffen. Im Stehen liese sich die nahezu 3stündige Fahrt nach Pokhara sicher nicht bewältigen.

Wir saßen eingepfercht wie in einer Sardinenbüchse, aber die Stimmung war prächtig. Aus dem Radio dröhnte Bollywoodmusik, es wurde in aller Enge noch im Buss gegessen und die ganz Abgebrühten schafften es sogar, ein wenig zu schlummern. Die Strecke führt fast ausnahmslos über Serpentinen an einer Bergkette entlang. Es ging hin und her und mit Karacho durch jedes Schlagloch. Das holperte dermaßen, dass die Erdnüsse aus der Tüte hüpften, mir die Sonnenbrille mehrmals von der Nase rutschte und mein Sitznachbar nicht nur einmal mit dem Kopf an die Decke stieß. Hier darf man keine Angst vor körperlicher Nähe haben!

Mittlerweile war unsere illustre Runde auf 27 Mann angewachsen, die sich die 16 ohnehin schon optimistisch kalkulierten Sitzplätze teilen mussten. Dies war allerdings selbst der ansonsten recht toleranten Polizei zu viel. Der Bus wurde angehalten, die Holzlatten wurden konfisziert und es gab einen Strafzettel. Wahrscheinlich aber nur, damit die Polizei ihr Gesicht wahren kann. Denn alle Fahrgäste durften wieder einsteigen.

Ein paar Kurven weiter hielt der Bus erneut, diesmal an einer Baustelle. Dort wurden neue Holzlatten organisiert und die Reise konnte mit gewohntem ‚Luxus‘ weitergehn. Das ist Nepal!

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