Spätzünder mit Kickstarter – Eine Frau, ein Motorrad und Geschichten aus dem Fahrtenbuch

Ganz nach dem Motto ‚Man weiß ja nie…‘ erwarb Michaela Münzberg in ihrer Jugend den Motorrad-Führerschein und fuhr seitdem nie wieder. 30 Jahre später verliebte sie sich auf einer ihrer Nepal-Reisen in ein Motorrad – eine Royal Enfield – und lernte im chaotischen Stadtverkehr von Kathmandu und auf den Pisten der Umgebung das Fahren neu.

Bereits am ersten Tag musste Michi einige kritische Situationen meistern. Das gab ihr das nötige Selbstvertrauen, um auf eigene Faust das Kathmandutal zu erkunden. Gemeinsam mit einem einheimischen Freund überquerte sie die Bergkette des Shivapuri und besuchte ein Dorf, welches sie durch gesammelte Spenden nach dem Erdbeben mit Hilfsgütern versorgt hat. Die Menschen dort staunten nicht schlecht, hatten sie doch zuvor noch nie eine Ausländerin gesehen.

Nach Michis Rückkehr aus Nepal ging ihr das Motorrad nicht mehr aus dem Kopf. Allein die spannende Geschichte dieser aus England stammenden und mittlerweile in Indien produzierten Maschine faszinierte sie. Es kam, was kommen musste – sie bestellte sich eine Royal Enfield, packte sie eigenhändig aus dem Schiffscontainer aus und taufte sie auf den Namen „LADY“.

Nach ein paar kleineren Testfahrten, bei denen sie sich aneinander gewöhnten, kaufte sich Michi ein Zelt, Schlafsack und Isomatte, ließ sich vom Bürgermeister ihrer Heimatstadt Wilthen eine Grußbotschaft ausstellen und startete in Richtung Skandinavien. Ihr Ziel waren die drei nordischen Königshäuser in Kopenhagen, Stockholm und Oslo. Dabei ging es ihr weniger um die gekrönten Häupter, als vielmehr um ein Foto ihrer royalen „Lady“ vor dem königlichen Schloss.

Auf dem Weg musste sich Michi so manchen Herausforderungen stellen, wobei ihr die starken Regenfälle am meisten zugesetzt haben. sie zeltete u.a. auf einem Golfplatz, schlief in einer Holzhütte und übernachtete bei einer norwegischen Familie. Ein besonderer Höhepunkt dieser Tour war die Erkundung des Polarforschungsschiffes „FRAM“, das in Oslo seinen letzten Ankerplatz gefunden hat.

Die mit 993 km längste und härteste Etappe der Reise war eine Nonstop-Fahrt von Oslo nach Rostock, wobei Michi die letzten 9 Stunden nachts bei strömenden Regen zurückgelegt hat – natürlich ohne Regenkleidung, in Jeans und Lederschuhen. Aber auch davon ließ sie sich nicht entmutigen …

Mittlerweile hat Michi mit ihrer ‚Lady‘ 10 Länder bereist. Auch wenn der Tacho bereits über 28.000 Kilometer anzeigt, so weiß sie bis heute noch nicht, wo die Zündkerzen sitzen und wie man die Kette spannt. Aber eines weiß sie ganz sicher:

„Meine Reise hat gerade erst begonnen!“

Dauer ca. 100 Minuten

 

 

Kommentare sind geschlossen.