‚What we can do?‘

 

Ich sitze nun schon seit einer ganzen Weile vor meinem Laptop, tippe ein paar Zeilen… lösche sie wieder… keins der Worte wird dem gerecht, was ich eigentlich ausdrücken möchte…

Als ich gestern die Nachrichten von dem schrecklichen Erdbeben in Nepal hörte, dachte ich an einen Fehler beim Sender. Vielleicht hat man den falschen ‚Einspieler‘ gebracht… Als ich mich daraufhin bei Facebook einloggte, wurde die Befürchtung zur traurigen Gewissheit.

Wie froh war ich, als ich am Montag die langersehnte Nachricht erhielt, dass nun alle unsere Patenkinder in Sicherheit sind. Wie habe ich mich gefreut, als mir Tashi die Bilder aus Sundarinjal geschickt hat, wo er bereits die ersten, von der Vortrags-Spende gekauften Hilfsgüter verteilt hat.

Und nun dieser Schock!!! Innerhalb von 16 Tagen erschütterte ein weiteres, nahezu gleichstarkes Erdbeben das Himalaya-Land. Gerade hatten die Menschen begonnen, sich mit der Situation auseinanderzusetzen und das Beste daraus zu machen, wurden all ihre Hoffnungen auf baldige Normalität in Schutt und Asche begraben. Unzählige Häuser, die das vorherige Beben leidlich überstanden hatten, brachen in sich zusammen.

Tashi war gerade auf einer weiteren Verteiler-Tour, diesmal in Dolkha. Nur wenige Kilometer weiter liegt das Epizentrum des gestrigen Bebens. Tashi sah Häuser die Berghänge herunterstürzen, riesige Bäume aus der Erde brechen und konnte sich gerade noch vor einer Steinlawine in Sicherheit bringen. Es grenzt an ein Wunder, dass er dieses furchtbare Szenario überlebt hat. Aber die Bilder werden ihn für immer begleiten. Schreiende Menschen, weinende Kinder, brüllendes Vieh… Dazwischen Tote und Verletzte…

Ich habe gestern lange mit ihm gemailt, bis weit in die Nacht hinein. Er schrieb mir immer und immer wieder, dass dies das Schlimmste war, was er in seinem Leben durchgemacht hat. Und immer wieder die gleiche Frage ‚What we can do???‘  Ich konnte ihm keine Antwort darauf geben, ich weiß sie selbst nicht! Mehr als einmal bin ich in den wenigen Stunden Schlaf aufgeschreckt, die Bilder verfolgen auch mich…

Der Monsun naht und kündigt sich bereits mit heftigen Regenfällen und Gewitterstürmen an. Strahlender Sonnenschein mit über 30 Grad wechselt sich mit sintflutartigen Regengüssen ab. Die einfachen Zeltplanen bieten keinen Schutz mehr für die Menschen. Notbehausungen wurden bereits die Berghänge hinabgespült… mit ihnen das wenige Hab und Gut, was sich die Menschen aus den eingestürzten Häusern mit bloßen Händen herausgegraben haben…

In der letzten Nacht trafen viele Nachrichten von meinen Freunden aus Nepal ein. Gestandene Männer, tüchtige Familienväter… sie alle schrieben ‚What we can do?‘ Und genau das hat mich am meisten berührt! Menschen, die sonst für jedes Problem eine Lösung haben, nicht immer konventionell, aber immer zielorientiert. Diese Menschen sind nun hilflos wie Kinder…

Was können wir tun???

Ich würde sonstwas dafür geben, damit ich meinen Freunden darauf eine Antwort geben könnte!

 

Kommentare sind geschlossen.