Ihr habt euch sicher schon gewundert, dass ich –bis auf wenige Ausnahmen- noch nichts über die Verwendung der Spendengelder berichtet habe. Dies liegt daran, dass ich nichts überstürzen und sorgfältig recherchieren wollte. Es ist mir äußerst wichtig, die mir anvertrauten Gelder verantwortungsvoll einzusetzen und euer Vertrauen zu rechtfertigen.
Durch gute Freunde hier vor Ort habe ich etliche Hintergrundinformationen erhalten, die ich gern an euch weitergeben möchte . Vor einiger Zeit hatte ich bereits über ‚Das gute Geschäft mit dem schlechten Gewissen‘ berichtet. Leider gehört dazu auch das Geschäft mit und durch Waisenhäuser.
Vorrangig in Kathmandu gibt es Häuser, deren Besitzer die Kinder wie Sklaven halten und zum Betteln schicken. Als durchreisender Tourist sieht man für den kurzen Moment nur die Armut und ist gerne bereit, ein paar Taler da zu lassen. Diese kommen jedoch leider nicht den Kindern zugute, sondern wandern in die Taschen der nach außen hin treusorgend erscheinenden Pflegefamilien. Und auch die erbettelten Gelder werden selbstverständlich den Kindern abgeknöpft. Ich biete den Kindern dann lieber etwas zu essen an. Aber auch da habe ich schon mehrmals erlebt, dass dieses Essen abgeschlagen und stattdessen Geld verlangt wird. Könnt ihr euch vorstellen, wie schwer es ist, nach außen hin hart zu bleiben? Innerlich heule ich… zum einen vor Mitgefühl den Kindern gegenüber, zum andern aus Wut.
Das Schockierende ist aber, dass die Kinder in diesen Häusern oft aus Not von den eigenen Eltern an die Betreiber dieser so genannten Waisenhäuser verkauft wurden. Diese Eltern leben weitab in Bergdörfern, die nur duch tagelange Fußmärsche erreicht werden können. Glücklicherweise gibt es eine amerikanische Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kinder wieder ihren Familien zuzuführen und diese dort zu unterstützen.
Des Weiteren gibt es auch Waisenhäuser, die einen für hiesige Verhältnisse überdurchschnittlichen Luxus aufweisen. Sicher hätte auch ich bei meiner ersten Nepal-Reise aus Unwissenheit heraus selbst ein solches Haus als bedürftig angesehn, da es noch immer weit hinter dem zurückliegt, was wir Westler aus den reichen Industrieländern als Standard ansehen. Meist liegen diese Häuser an stark frequentierten Trekkingrouten oder in touristischen Gebieten. Viele Guides stehen in engen Kontakt mit den Betreibern der Häuser. Und wenn eine Touristengruppe den Wunsch äußert, auch mal ein Kinderheim zu besuchen, werden diese direkt dahin geführt, wo dann auch so mancher Taler den Besitzer wechselt.
Es gibt Häuser, die werden von mehreren Vereinen oder Privatpersonen gleichzeitig unterstützt. Aber dann gibt es Häuser, die sind soweit ab vom Schuss, da macht sich kaum jemand die Mühe, diese zu besuchen geschweige denn nochmal wiederzukomen.
Versteht mich nicht falsch! Ich freue mich wirklich für jedes einzelne Kind, dem es so richtig gut geht, und gönne es ihm von Herzen. Solange es aber noch wirklich ‚vergessene‘ Kinder bzw. Menschen gibt, sollte unser Bestreben doch dahin gehen, möglichst vielen davon erstmal eine simple Basis zu bieten, bevor man Luxus-Support bietet.
Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich gute Freunde, die mein Vertrauen in sie auch schon oft gerechtfertigt haben, an meiner Seite weiß. Meinen guten Freund Tashi kenne ich bereits über zwei Jahre. Er hilft mir dabei, bürokratische Dinge zu meistern und begleitet mich bei Gesprächen mit Schulleitern. Chandra hat als Fotograf oft Zugang zu Orten bzw. Kenntnis von hilfsbedürftigen Personen und kutschiert mich auf seinem Motorrad zu den entsprechenden Stellen. Suman trainiert nicht nur die Kung Fu Kids, er unterstützt mich auch dabei, ihnen zu helfen, indem er den Kontakt zu den Familien herstellt und als Dolmetscher fungiert. Mein Freund Dawa ist als Pack-Esel bei Shoppingtouren für die Kids unersetzlich. Und nicht zuletzt meine Nepal-Family, die mich in ihrem Haus liebevoll und aufmerksam umsorgt und mir somit den Rücken freihält. DANKE – DHAANYABAAD!
Ohne diese engen Freunde, deren wertvolle Ratschläge und Hinweise, würde ich sicher aus Unwissenheit auch so manch falsche Entscheidung in Hinblick auf die zu unterstützenden Personen treffen. Dieser Blick ‚Hinter die Kulissen‘ soll euch einfach ein weiteres Stück Einblick in meine Tätigkeit hier in Nepal geben. Ich hoffe sehr, dass dies genau in eurem Sinne ist, danke euch für eure bisherigen Spenden und freue mich natürlich auch auf weitere Unterstützung!