Nomen est Omen

Vor einigen Stunden haben sich Anne, Jutta und Klaudia auf den Weg zur Nagi Gumba gemacht, einem buddhistischen Frauenkloster hoch über dem Kathmandu-Tal. Heute konnte ich sie nicht begleiten, da ich mich um den weiteren Verlauf unserer Tour kümmern muss.

Die Erfahrungen meiner bisherigen Nepal-Reisen haben gezeigt, dass man sich auch trotz langfristiger Buchung nicht immer sicher sein kann, dass die gewünschten Zimmer für die Rundreise auch wirklich zur Verfügung stehen. Verbindliche Absprachen sind innerhalb meines hiesigen Freundeskreises zwar selbstverständlich, aber oft haben die Fahrer, die wir für unsere Touren anheuern, ein anderes Zeitgefühl. Und auch das Verständnis für gewisse Standards driftet da oft sehr weit auseinander.

Wenn ich in einem Hotel ankomme und merke, dass braune Brühe aus der Wasserleitung kommt, dann ist das mein Problem. Bin ich jedoch mit Gästen unterwegs, so ist es mein Anspruch, ihnen zumindest all die Annehmlichkeiten zu bieten, die wir im Vorfeld der Reise besprochen haben. Dazu gehört natürlich auch eine gewisse Flexibilität bezüglich der gewünschten Aktivitäten. Wer weiß schon am Montag, ob er am Samstag lieber in einen Tempel oder zum Yogakurs gehen möchte?

Aus ebendiesen Gründen ist es erforderlich, ein paar Tage vorher nochmal per Mail oder Telefon eine Bestätigung einzuholen, um noch rechtzeitig reagieren zu können, wenn die Buchung der nepalesischen Bürokratie zum Opfer gefallen ist. Dies ist eine echte Herausforderung, wenn man bedenkt, dass momentan Hauptsaison in Nepal ist und so manche Häuser von vornherein überbucht sind.

Glücklicherweise muss ich mir hier im Laxmi-Haus keine diesbezüglichen Sorgen machen. Ich war schon mehrere Male privat und auch im vergangenen Jahr mit meiner Reisegruppe hier zu Gast. Yugal, der Manager dieses Familienbetriebes, hat eine australischen Hotelschule besucht und ist mit den Gepflogenheiten der ‚westlichen‘ Welt bestens vertraut.

Es gibt aber noch einen Grund, weshalb ich immer wieder hierher zurückkehre. Hier am Fuss des Shivapuri gründete vor über 20 Jahren die Deutsche Lydia Schmitt ein Kinderhaus, das Waisenkindern Obdach und menschliche Wärme geben sollte. Durch Spenden konnte dieses Haus in den kommenden Jahren erweitert werden. Was aber, wenn einmal eine Zeit kommt, wo die Spenden nicht mehr so rege fließen? Die Betreiber schmiedeten einen genialen Plan. Von den überschüssigen Geldern wurde auf dem Grundstück ein kleines Gästehaus gebaut. Die dabei erwirtschaften Einnahmen fließen direkt in das Kinderhaus. Die älteren Kinder helfen fleißig mit, das Gästehaus am Laufen zu halten. Sie kochen und putzen und haben sogar die Chance, nach Abschluss der Schule eine Hotelschule zu besuchen, um sich das nötige Rüstzeug anzueignen.

Und genau das ist es, was auch ich in meinem sozialen Projekt vertrete – Hilfe zur Selbsthilfe!

Mittlerweile hat sich das Kinderhaus so toll entwickelt, dass es nahezu alle Nahrungsmittel selber produziert. Auf terrassenförmig angelegten Feldern wachsen Reis und Kartoffeln, Möhren und Rettiche, Knoblauch und Zwiebeln. Zitronen, Maracujas, Guaven und Äpfel können frisch von den Bäumen und Sträuchern gepflückt werden. Zwei stattliche Kühe sorgen für gesunde Milch und skandalfreie Eier werden von glücklichen Hühnern produziert.

Im Laufe der Jahre ist durch harte Arbeit und ein gutes Konzept ein kleines Paradies entstanden – das Laxmi-Haus, benannt nach der Hausmutter. Laxmi ist aber, oder vor allem, auch der Name der Göttin des Glückes und des Wohlstandes. Ein gutes Omen für einen so wunderbaren Ort!

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