Wiedersehen
Wie hatte ich mich auf das Wiedersehen mit ‚meinen‘ Mandala-Kids gefreut! Die wenigen Freunde, die über meine Rückkehr informiert waren, haben auch tatsächlich dichtgehalten. Dies ist für nepalesische Verhältnisse nicht selbstverständlich, da gerade in den Dörfern noch mehr als bei uns das Leben erst durch Klatsch und Tratsch so richtig bunt wird.
Es war ein herrliches Gefühl, als ich den vertrauten Weg entlang ging. Schon von weitem sah ich das Mandala-Haus, in dem ich erst vor kurzen 3 bewegte und bewegende Monate verbracht habe, die ohne zu übertreiben zu den schönsten und erfahrungsreichsten meines Leben zählen. Die Gebetsfahnen, die ich mit den Kindern auf dem Dach angebracht habe, flatterten mit der bunten Wäscheparade um die Wette und grüßen mich schon aus der Entfernung.
Als ich dann vor der Tür stand, platze ich bald vor lauter Vorfreude auf die nächsten Augenblicke. Der Wechsel von ungläubigen Staunen bis zum grenzenlosen Strahlen in den Augen der Kinder war unbeschreiblich. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Haus und innerhalb weniger Minuten hingen mir 14 Kinder um den Hals. Ich musste echt aufpassen, dass ich keines davon bei der Begrüßung unbeabsichtigt übersah. Sie konnten es kaum fassen, dass ich nach so kurzer Zeit schon wieder da war.
Ganz aufgeregt erzählten sie mir, dass sie nun zwei kleine Ziegen haben, die die Entsorgung der Küchenabfälle und das Rasenmähen übernommen haben. Auch der Garten hatte Fortschritte gemacht. Ich bin ganz gespannt, wie dieser in wenigen Wochen aussehen wird, wenn die Bäumchen austreiben und die Blumen beginnen zu blühen. Sie berichteten mir auch, wie kuschelig warm es nun immer im Haus ist, seitdem ich die Öfen angeschafft habe. Die Zeiten, wo die Kinder im Winter abends draußen um ein Feuer sitzen mussten, um wenigstens ein bissel Wärme für die Nacht zu tanken, sind nun endlich vorbei.
Als dann nach einiger Zeit die letzten 4 Kinder aus der Schule kamen, konnte ich mit der ‚Bescherung‘ beginnen. Diesmal hatte ich nicht für jedes Kind einzeln eingekauft, da diese nun erstmal alles an persönlichen Dingen haben. Deshalb waren jetzt jede Menge Näh- und Flickutensilien, Seife, löslicher Tee und die so sehr geliebte ‚Schmier-Schokolade‘ im Gepäck. Das Highlight war natürlich die Dartscheibe, die sogleich unter großem Gejubel ausprobiert wurde.
Ein wenig enttäuscht waren die Kinder dann schon, als sie erfahren haben, dass ich nicht wieder bei ihnen wohnen werde. Letztendlich haben sie es aber doch eingesehen, dass ich auch noch anderen Kindern helfen möchte. Und mein Versprechen, sie so oft es geht zu besuchen, löse ich doch liebend gerne ein!