Es ist ein großes Geschenk, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann – so wie ich. Meine Vorträge und Live-Reportagen führen mich kreuz und quer durch meine Heimat. Dabei entdecke ich Orte, die ich sonst nie besucht hätte, und begegne Menschen, die ich sonst nie getroffen hätte. Dafür bin ich zutiefst dankbar!
Im September letzten Jahres war ich zum ersten Mal in der Altmark unterwegs – einer Gegend, die auf mich einen ganz besonderen Reiz ausübt. Weitläufige Felder, Wasser- und Heidelandschaften, Gebäude in Backsteinarchitektur, historische Hansestädte und beschauliche Dörfer. Hier spürte ich sofort eine gewisse Entschleunigung und hatte das Gefühl, dass die Welt noch in Ordnung ist.
Arneburg ist eine der ältesten Städte der Altmark und hatte früher – wie es der Name schon sagt – eine Burg. Diese ist zwar nur noch als Ruine vorhanden, aber das tut dem Charme dieses hoch über der Elbe gelegenen Ortes keinen Abbruch. Ich habe es total genossen, auf dem Weg zu dieser Burgruine durch die idyllischen Gassen zu schlendern und die liebevoll geschmückten Fischerhäuser zu bewundern.
In einer dieser Gassen entdeckte ich einen wahren Schatz. Neben der Haustür stand ein kleiner Verkaufstisch, der mit zahlreichen Gläsern mit den unterschiedlichsten Sorten selbstgemachter Marmelade gefüllt war. Dazu noch ein paar Handarbeiten und eine Kasse des Vertrauens. An solch liebevoll hergerichteten Ständen kann ich nicht vorbeigehen, ohne etwas zu kaufen.
Ich entschied mich für ein Glas Blaubeer- und eins mit Marillenmarmelade. Bevor ich am folgenden Tag zum nächsten Veranstaltungsort aufbrechen musste, ließ ich mir mein Frühstücksbrötchen mit ebendieser Blaubeermarmelade schmecken. Und die war so lecker, dass ich erneut einen Spaziergang machte, um mir noch zwei weitere Gläser Marmelade zu besorgen.
Wertschätzung, Dankbarkeit und Respekt sind Werte, die in der heutigen Zeit leider nicht mehr selbstverständlich sind. Umso mehr versuche ich, sie in mein Leben zu integrieren. Während meiner ganzen Tour begleitete mich die leckere Marmelade der mir unbekannten Marmeladen-Fee. Ich wollte sie einfach wissen lassen, wie sehr mir ihre Köstlichkeiten geschmeckt und so manches Frühstück versüßt haben, und schrieb ihr eine Karte. Straßenname und Hausnummer hatte ich damals fürsorglich fotografiert.
Einige Wochen später führte mich meine Vortragstour nach Stendal, nur wenige Kilometer von Arneburg entfernt. Das war eine gute Gelegenheit, die Gläser wieder zurückzubringen und vielleicht ein paar Worte mit der Marmeladen-Fee zu wechseln. Doch leider war sie nicht anzutreffen. Also stellte ich die Gläser ab und bedankte mich in Gedanken bei dieser lieben Frau.
Vergangene Woche klingelte der Postbote bei mir. Ich war verwundert, da ich keinerlei Lieferung erwartete. Der Absender-Name sagte mir im ersten Moment auch nichts. Voller Spannung öffnete ich das Päckchen und war total gerührt, als ich sah, was sich im Inneren verbarg. 9 kleine Gläschen mit den unterschliedlichsten Sorten Marmelade waren liebevoll und bruchsicher verpackt: Sauerkirsch, Pfirsich, Himbeere, Erdbeere, Brombeere, Johannisbeere, Quitte, Heidelbeere und Mirabelle. Als ich dann die beigelegten Zeilen der Marmeladen-Fee las, hatte ich feuchte Augen. Was für eine Überraschung!
Und mir wurde einmal mehr bewusst, dass kleine Gesten zu etwas so Wunderbaren führen, dass es so leicht ist, anderen eine Freude zu machen und dass es gerade in Zeiten wie jetzt umso wichtiger ist, an alten Werten festzuhalten, denn diese kommen nie aus der Mode.
Mittlerweile habe ich die Sorten Sauerkirsch, Pfirsich und Himbeere gekostet und kann nicht sagen, welche Sorte am besten schmeckt… Sie sind alle verdammt lecker!
DANKE von Herzen, liebe Marmeladen-Fee!