Versprechen muss man halten – das ist für mich Ehrensache!
Bereits im vergangenen Jahr hielt ich in der Begegnungsstätte der Lebenshilfe e.V. in Neustadt einen Vortrag über Nepal. Das Interesse und die Anteilnahme der Menschen mit verschiedenen Behinderungen haben mich überrascht und beeindruckt zugleich. Seitdem ist der Kontakt zwischen uns nicht mehr abgerissen und es hat sich zu diesen so besonderen Menschen eine ganz besondere Freundschaft entwickelt. Durch Ines, eine liebe Bekannte, die die Wohngruppe vor Ort betreut, wurde der Kontakt aufrechterhalten und regelmäßig Grüße ausgetauscht. Ganz besonders gefreut habe ich mich über die liebevoll gebastelte Weihnachtskarte mit der Erinnerung, so bald wie möglich mein Versprechen, ihnen von meiner Reise zum Dalai Lama zu erzählen und gemeinsam mit ihnen ein traditionelles Gericht zu kochen, einzulösen.
Und so ging es am Donnerstag voll bepackt mit Gemüse und Reis, mit Linsen und Gewürzen sowie Vortragstechnik auf den Weg nach Neustadt. Bis zum Beginn der offiziellen Veranstaltung war noch etwas Zeit, so dass wir die Zutaten schon vorbereiten konnten. Vicky, die Tochter einer Freundin, ging mir dabei besonders zur Hand. Nach und nach trudelten die Mitglieder der Wohngruppe in der gemütlichen Küche ein und beteiligten sich an den Schäl- und Schnippelarbeiten. Die Wiedersehensfreude war genauso groß wie der Spaß an der gemeinsamen Arbeit!
Für die Frauen der Wohngruppe gab es noch eine besondere Überraschung. Meine Freundin Undine und ich hatten unsere Kleiderschränke ‚erleichtert‘ und zwei große Pakete mit Klamotten und Schuhen zusammengestellt, aus denen sich die Damen bedienen konnten. Die Freude darüber mitzuerleben war einfach herrlich! Kerstin war so begeistert von ihrem neuen Outfit, dass sie es gleich zum Vortrag ausgeführt hat.
Dieser begann dann pünktlich um 17 Uhr im Veranstaltungssaal. Zahlreiche Interessierte aus anderen Wohngruppen und deren Betreuer waren unserer Einladung gefolgt. Gespannt verfolgten meine Gäste den Reisebericht und ließen sich von den bunten Bildern und der stimmungsvollen Musik verzaubern. Natürlich waren sie auch neugierig, wie es mir auf meiner letzten Reise nach Nepal ergangen war und wie ich den Menschen durch ihre Spenden helfen konnte.
Und auch dieses Mal überreichte mir Ines am Ende des Vortrags einen Umschlag mit Spenden. Ich hatte zwar im Vorfeld mehrfach betont, dass ich diesen Vortrag ohne irgendwelche Erwartungen halte, einfach nur, um den Menschen mit Behinderung einen schönen Abend zu schenken. Sie haben aber darauf bestanden, meine Arbeit in Nepal auch weiterhin zu unterstützen. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit und berührt mich wirklich sehr, zumal ich weiß, dass meine Freunde selber sehr bescheiden leben.
Nach dem offiziellen Teil trafen wir uns dann mit der Wohngruppe in der Küche zum langersehnten Kochen. Heute sollte es Dal Bhat (Linsensoße mit Reis) und Tarkari (Gemüse-Curry) geben. Dieses Gericht ist in der südasiatischen Küche sehr beliebt und zählt zu den nepalesischen Nationalspeisen. Schnell verbreitete sich ein intensiver Duft von exotischen Gewürzen im Wohnheim. Meine Freunde konnten es kaum erwarten, bis das Essen fertig war, denn sie waren ganz gespannt auf dieses kulinarische Erlebnis.
Ganz ehrlich, ich hatte die Linsensoße in dieser Form erst einmal gekocht und war mir absolut nicht sicher, ob mir das in solch großer Menge auch gelingen würde. Meine Bedenken waren zum Glück unnötig, was 11 restlos leere Teller bestätigten. Meine Freunde waren total begeistert und wollen dieses Essen auf jeden Fall mal nachkochen. Dafür hatte ich ihnen bereits eine kleine Mappe mit den Rezepten vorbereitet, die ich bei jedem Besuch bzw. gemeinsamen Kochen ergänzen werde.
Ich habe an diesem Abend noch lange wach gelegen und über den Tag nachgedacht. Als sich meine Freunde zum Abschied bei mir bedankten, fühlte ich mich irgendwie beschämt. Denn tatsächlich bin ich es, die an diesem Tag so reich beschenkt wurde – mit Herzlichkeit und Aufrichtigkeit. Ich durfte erleben, wie unbefangen und respektvoll diese tollen Menschen untereinander und miteinander umgehen und wie wenig es braucht, um ihnen eine Freude zu machen.
DANKE von Herzen für diesen wunderbaren gemeinsamen Tag!