Ein Sommermärchen

Am 21. August 1869 gelang einer Tiroler Dreierseilschaft die Erstbesteigung der Großen Zinne in den Dolomiten. Am gleichen Tag im Jahre 1911 wurde die berühmte ‚Mona Lisa‘ aus dem Louvre gestohlen. Heute vor 29 Jahren feierte der Tanzfilm ‚Dirty Dancing‘ in Amerika Premiere… Dies alles sind sicher Begebenheiten, die eine Schlagzeile wert sind.

Heute jährt sich zum 10. Mal ein Ereignis, dass verhältnismäßig wenig Schlagzeilen gemacht hat. Jedoch nicht, weil es zu banal oder belanglos war – im Gegenteil! Dem Mann, der diese erstaunliche Leistung erbracht hat, ging es nicht um Ruhm und Anerkennung, sondern in erster Linie um eine neue Grenzerfahrung und das Ausloten seiner Leistungsfähigkeit.

Während Menschen auf der ganzen Welt die verschiedenen Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft gespannt verfolgten, lief Ronald Prokein den Lauf seines Lebens und sorgte damit für eine sportliche Überraschung.

Verrückt ist er schon, das muss man ihm lassen! Anders kann man sich wohl auch seine extremen Reisen nicht erklären. Als jüngster und schnellster Weltumradler fand er zusammen mit seinem Freund und Reisepartner Markus Möller im Jahr 1994 Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde. Eine 3000 Kilometer lange Kajaktour auf der Lena und ein 1000-Kilometer-Marsch durch die Wildnis von Kamtschatka sind nur einige Beispiele seiner ungebremsten Abenteuerlust.

Was ihm aber im Jahrhundert-Sommer vor zehn Jahren gelang, sucht seinesgleichen. Begleitet von seinem Schäferhund Arthus und einem Freund, der ihm im Wartburg folgte und den außergewöhnlichen Lauf dokumentierte, durchquerte der Rostocker im Laufschritt Europa.

Beginnend am Bosporus in der Türkei führte ihn der Weg innerhalb von drei Monaten durch elf Länder zum Nordkap in Norwegen. Geplagt von brütender Hitze und aggressiven Mücken, Asthmaproblemen und einer Schienbeinentzündung, erreichte Ronald am 21.August 2006 völlig ausgemergelt das Ziel seiner Träume. „Die letzten Kilometer zum Kap waren die schönsten, aber auch mühsamsten für mich, denn mich erwartete ein ordentlicher kilometerlanger Anstieg mit Steigungen von 9 bis 10 Prozent.“ schrieb er in sein Tagebuch. Als ich dieses las, habe ich mich mehr als einmal gefragt, woher dieser Mann die Kraft und Ausdauer für diese unglaubliche Leistung genommen hat. Von der Motivation ganz zu schweigen. 1-2 Marathons waren täglich erforderlich, um die Distanz von sagenhaften 5004 Kilometern zu überwinden.

In den letzten Wochen wurden von den Athleten bei den olympischen Spielen wieder so manche Rekorde erzielt, die zweifellos Hochachtung verdienen und noch in vielen Jahren in den Annalen der  Spiele nachzulesen sein werden. Und dennoch, oder gerade deshalb darf auch der spektakuläre Erfolg von Ronald Prokein nicht in Vergessenheit geraten.

Wer weiß, was dieser ‚Verrückte‘ noch alles anstellen wird!

 „Gratulation zum 10-Jährigen, Ronald!!!“

 

Auf seiner Webseite und bei Vorträgen berichtet Ronald ausführlich über seine  Extremtouren. Jedes einzelne seiner bisher 5 Bücher ist mit Herzblut geschrieben und besticht durch entwaffnende Ehrlichkeit und herzerfrischende Situationskomik.

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