Grüße aus dem Chaos

Seit einer ganzen Weile schon versuche ich krampfhaft, wieder ein paar Zeilen in mein Netbook zu hacken, denn ich möchte euch gerne über die Tradition des Dashain-Festes erzählen… Keine Chance!

Dieses Fest ist noch immer in vollem Gange und damit verbunden die gegenseitigen Besuche der einzelnen Familien. Seit gestern ist hier im Hause eine Stimmung wie auf dem Jahrmarkt. Ich hab es schon längst aufgegeben, den einzelnen Personen den richtigen Verwandschaftsgrad zuzuordnen und somit die Hackordnung einzuhalten. Aber das ist schier unmöglich, wird doch hier in Nepal jeder noch so weit entfernt verwandte Schwipp-Schwager als Bruder bezeichnet. Immer wieder tauchen neue Gesichter auf…

Die Frauen der Familie werkeln kontinuierlich in der Küche herum, die mittlerweile aussieht wie ein Schlachtfeld. Aber das stört die Ladys gar nicht! Die Küchen sind hier wirklich sehr praktisch angelegt, dass man mit einem beherzten Schwall Wasser vieles richten aber keinesfalls Schaden anrichten kann. Die Herren der Schöpfung sind während dessen in vermeintlich tiefgründige Gespräche versunken, deren Inhalt ich nicht nachvollziehn kann. Die Flasche Rokshi ist dabei immer in Reichweite, muss doch die Göttin Durga ordentlich gefeiert werden. Und die Kinder aller Altersgruppen wuseln mitten drin herum, während der Lärmpegel schon längst den Highscore der letzten Tage geknackt hat.

Da sich mein Zimmer direkt neben der Küche auf der großen Dachterrasse befindet, kann ich mich dem ‚Feuerwerk der guten Laune‘ auch schlecht entziehn. Die Sonne knallt vom Himmel, so dass mir dieses Zimmerchen als schattige Zuflucht dienen sollte. In Nepal scheint es die Begriffe ‚Diskretion‘ und ‚Privatsphäre‘ nicht zu geben, deshalb stiefelt auch immer mal wieder ein Verwandter durch mein Domizil, schaut sich die Sachen im Schrank an oder mir über die Schulter.

Dieses Gebahren ist schon sehr gewöhnungsbedürftig, aber die Familie hat solch einen liebenswerten Charme, dass ich mich vor mir selber schäme, weil mir das ganze Theater mittlerweile mächtig auf den Nerv geht.

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