Reisetagebuch Frühjahr 2014 – Kleine Helden

Kleine Helden

 

Bereits im letzten Jahr hab ich es unendlich genossen, nach meinem täglichen Morning Walk den Kung Fu Club in Budhanilkantha zu besuchen und den Kindern beim Training zuzuschauen. Dabei hat sich eine wunderbare Freundschaft sowohl zu den kleinen Kämpfern als auch zu den Mitgliedern des Clubs entwickelt. Ich bin echt beeindruckt, mit welcher Ernsthaftigkeit, Freude und Disziplin die Mädels und Jungs bei der Sache sind.

Aber das ist auch kein Wunder, denn sie haben einen super Trainer, der selbst mehrfacher nepalesischer Champion und international sehr erfolgreich ist. Sukman Lama schafft es immer wieder, selbst die Kleinsten zu motivieren und ihnen Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Und das alles ehrenamtlich – er verdient meinen tiefsten Respekt! Mindestens fünfmal pro Woche treffen sich 50 bis 60 Kinder und Jugendliche zum Sonnenaufgang, um gemeinsam zu trainieren.

Aber nicht nur das gemeinsame Training verbindet die Kinder, sondern auch verschiedene gemeinschaftliche Aktionen. So reparierten sie zum Beispiel Ende letzten Jahres alle zusammen einen durch heftige Regenfälle zerstörten und dadurch sehr gefährlichen Straßenabschnitt. Dabei haben selbst die Kleinsten fleißig mit angepackt und Steine geschleppt.

Ein großes Problem in Nepal ist die Umweltverschmutzung und damit eng verbunden die Müllentsorgung. Die Menschen verbrennen größtenteils ihren Müll auf der Straße und spülen die Reste beherzt in den Rinnstein. Wer das zweifelhafte Glück hat, nahe an einem Fluss zu wohnen, umgeht diesen lästigen Schritt und wirft seinen Müll direkt hinein. Die meisten Flüsse sind dermaßen zugemüllt, dass man die Wasseroberfläche nur noch erahnen kann.

Deshalb ist ganz wichtig, den Kindern nicht nur Schulbildung zu ermöglichen, sondern sie auch in Verbindung damit für ihre Umwelt zu sensibilisieren. Der Kung-Fu-Trainer ist auch diesbezüglich ein Vorbild und organisiert ‚River-Cleaning‘ Programme. Letzten Samstag, dem einzigen schulfreien Tag in der Woche, haben alle zusammen einen großen Teil des Flusses, der mitten durchs Dorf fliest, von sämtlichen Unrat befreit. Nur wer schon einmal einen solch verschmutzten Fluss von Nahem gesehen und vor allem gerochen, kann sich ansatzweise vorstellen, welch ekelige und unangenehme Arbeit dies war.

Die kleinen Helden verdienen meine vollste Hochachtung und haben unsere Unterstützung mehr als verdient. Aus diesem Grund habe ich auch beschlossen, einen Teil der Spenden diesen Kindern zukommen zu lassen. Viele von ihnen leben in solcher Armut, dass es für die Eltern unmöglich ist, sie in die Schule zu schicken, geschweige denn ihnen Sportkleidung zu kaufen. Eine Schulpatenschaft bedeutet langfristige Planung und Verantwortung über mehrere Jahre für die Paten. Dazu werde ich Profile von den Kindern und eine Kalkulation der Kosten erstellen und bei meinen Vorträgen um Paten werben.

Der Sport und die damit verbundenen sozialen Kontakte bedeuten für diese Kinder sehr viel, werden sie doch dadurch in ihrer Persönlichkeit und in ihrem Selbstvertrauen gestärkt. Um ihnen die Teilnahme am Kung-Fu-Training dauerhaft zu ermöglichen, habe ich für alle 16 betroffenen Kinder die entsprechenden Sportsachen in Auftrag gegeben. Den ersten 5 Kindern konnte ich diese heute bereits überreichen und ihnen mein Dankeschön für ihren uneigennützigen Einsatz aussprechen. Sie waren total überrascht, als sie am Ende ihrer Trainingsstunde aufgerufen wurden und die neuen Kung-Fu-Dresse in Empfang nehmen konnten. Für alle zusammen hatte ich eine große Tüte mit Keksen organisiert, die nach der sportlichen Betätigung eine willkommene Stärkung waren.

Mir ist es wichtig, gerade solche Kinder zu unterstützen, die selber etwas für ihr Dorf, ihre Heimat, ihr Land tun. Sie mögen ein gutes Beispiel dafür sein, dass sich soziales Engagement auszahlt. Nur so kann ein Prozess des Umdenkens in diesen doch recht eingefahrenen Strukturen beginnen und eine neue Generation von umweltbewussten und verantwortungsvollen Menschen heranwachsen.

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