Planänderung

Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen!

 

Zu dieser Erkenntnis kam Blaise Pascal bereits vor mehreren Hundert Jahren.

Vor genau einem Jahr steckte ich mitten in der Planung für ein wirklich spannendes Projekt. Kurz zuvor hatte ich meinen Job aufgegeben und mir diesen Schritt mit einer Abfindung versüßen lassen. Bevor ich mich beruflich neu orientiere, wollte ich mir ein Jahr Auszeit nehmen und mir in dieser Zeit meinen Lebenstraum erfüllen – die Umrundung der Ostsee und Durchquerung Europas mit einem VW-Bus.

Die ersten Fachsimpeleien mit einem Profi hatte ich bereits hinter mir. Wir hatten besprochen, welche Modelle für mein Vorhaben infrage kommen und welche Ausstattung er noch einbauen müsste. Die Routenplanung war eine ganz besondere Herausforderung, sollte sie doch in Abhängigkeit von diversen lokalen Festivitäten der entsprechenden Reiseländer erfolgen. Zum Beispiel das Fest der Sonnenwende am Nordkap, die Mandelblüte auf Mallorca, das Schlangenfest in den Abruzzen… Was war ich hibbelig vor lauter Reisefieber und Vorfreude.

52 Sekunden ’nur‘ dauerten die gewaltigen Stöße des Erdbebens am 25. April in Nepal. Mehrere Jahre wird es dauern, bis sich die Menschen von diesem Schlag erholt haben werden. Manche Nepalis wird dieses Schicksal für immer begleiten.

Und auch mein Leben hat dieses Erdbeben gewaltig verändert. Als die ersten Nachrichten dieser Katastrophe über den Bildschirm flimmerten, war ich wie gelähmt. Ich sah Orte und Plätze, mit denen viele Erinnerungen verknüpft sind, ohne sie wiederzuerkennen. Ich sah Menschen, hilflos und verzweifelt, Menschen, denen ich vielleicht schon mal begegnet bin.

Dem ersten Instinkt folgend, wollte ich mit dem nächstmöglichsten Flieger in die Heimat meines Herzens reisen, um meinen Freunden zu helfen und beizustehn. Aber es waren keine privaten Flüge mehr möglich. Und das war in gewisser Weise auch gut so! Konnte ich doch den Menschen in Nepal von hier aus viel besser helfen.

Und so saß ich fortan jeden Tag 12-13 Stunden am Rechner, um mich mit Reisefreunden aus aller Welt zu vernetzen, um Hilfe zu organisieren und zu koordinieren, aber auch, um die Öffentlichkeit auf die Situation im fernen Himalaya aufmerksam zu machen.

Mein Motto ist „Erst säen, dann ernten“. Bevor ich um Spenden bitte, will ich zeigen, was man mit diesem Geld alles bewerkstelligen kann. Deshalb überwies ich spontan und zeitnah meine private Spende an meinen Freund Tashi in Nepal mit der Bitte, notwendige Hilfsgüter für Bedürftige zu kaufen. Bereits am nächsten Tag bestätigte mir Tashi den Empfang des Geldes und einen Tag darauf hatte ich bereits Fotos von der Verteilung der Spenden in meinem Postfach. Das läuft doch!

Über Facebook und auf meiner Webseite, aber auch in zahlreichen öffentlichen Vorträgen, in Schulen und Vereinen, berichtete ich über die aktuelle Situation in Nepal und hielt meine Zuhörer über die Verwendung der Spenden stets auf dem Laufenden.

In der Zeit, bis ich im September wieder nach Nepal reiste, kamen ca. 19.000,- Euro an Spenden zusammen, die zu 100% zur Linderung der Not in Nepal eingesetzt wurden. Zum Beispiel für Hilfsgüter in Form von Lebensmitteln, Decken und Medikamenten oder für Baumaterial sowohl für Notunterkünfte als auch für Schulen. An dieser Stelle bedanke ich mich nochmals aus tiefstem Herzen bei allen Spendern und Unterstützern.

Meine Freunde vor Ort haben Großartiges geleistet, um ihren Landsleuten zu helfen, und sind dabei oft an ihre Grenzen geraten. Mir ging es nicht anders. Ich war sowohl körperlich, als auch seelisch mehr als einmal am Limit. Der 3 monatige Einsatz in den Krisengebieten im vergangenen Herbst hat meine letzten Reserven gefordert.

Ich will ehrlich sein – ich habe so manches Mal wehmütig an meinen Traum gedacht. Vor allem, als ich das wunderbare Buch „Augenblicke einer Weltreise“ von den Orangetrottern gelesen habe. Ich habe mir oft die Frage gestellt, ob es die richtige Entscheidung war, seinen Traum vielleicht für immer an den Nagel zu hängen und dafür eine unsichere und entbehrungsreiche Zeit auf sich zu nehmen.

Und dennoch, es gibt nur eine Antwort:   JA!!!

Es war ein bewegtes und bewegendes Jahr. Ein Jahr, das mich vieles gelehrt und so reich beschenkt hat – mit Vertrauen und Hoffnung, mit Zuversicht und Hilfsbereitschaft, mit Respekt und Dankbarkeit, mit Demut und selbstloser Liebe. Es wurden Verbindungen zu Menschen geknüpft, mit denen man sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Wertvolle Freundschaften sind entstanden und durch ein gemeinsames Ziel gewachsen. Ich habe Erfüllung gefunden!

Warum schreibe ich das hier? Ich möchte mich weder ‚beweihräuchern‘ , noch großtun – ich möchte euch Mut machen, jeden Einzelnen von euch!

Traut euch! Lebt eure Träume! Folgt eurem Herzen! Habt keine Angst, gegen den Strom zu schwimmen, denn nur so gelangt man zur Quelle! Und ärgert euch nicht, wenn eure Pläne mal nicht aufgehn!

„Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen!“

Ich bin sicher, Gott lacht gerade – vor allem vor Freude!

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